Energiemix: Mehr als die Hälfte fossil
Gesamtenergieverbrauch leicht rückläufig
Die Schweiz hat im Jahr 2021 794’720 TJ (Terajoule) Energie verbraucht. Um diese Zahl einordnen zu können, bieten sich folgende Vergleiche an: Sie entspricht der frei werdenden Energiemenge bei der Verbrennung von 19 Millionen Tonnen Rohöl und man könnte mit dieser Energiemenge einen 2000-Watt-Föhn rund 12,6 Millionen Jahre ununterbrochen laufen lassen. Übrigens: Seit mehr als zehn Jahren ist der Energieverbrauch unseres Landes tendenziell rückläufig. Das bedeutet, dass sich das Wirtschaftswachstum ein Stück weit vom Energieverbrauch entkoppelt hat. Effizienzsteigerungen und Substitution – also der Einsatz von fossilen Energieträgern mit Strom – bremsen den Energieverbrauch. Auf der anderen Seite kurbeln das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum den Energieverbrauch weiter an.
Verkehr grösster Energieverbraucher
Der Löwenanteil der Energie wird in der Schweiz durch den Verkehr auf Strasse, Schiene und in der Luft (31,8 Prozent) und durch die Haushalte (30,3 %) verbraucht. Der restliche Verbrauch geht auf das Konto der Wirtschaft (Industrie 19,3 %, Dienstleistungen 17,3 %). Die Unterscheidung des Energieverbrauchs durch Private oder durch die Wirtschaft lässt sich allerdings nicht trennscharf vornehmen, denn LKW-Fahrten oder sonstige gewerbliche Transporte zählen in der Verbrauchsstatistik zum Verkehr – obschon sie auch der Wirtschaft zugerechnet werden könnten.
Strommix: Wasser- und Kernkraft dominieren
2021 stammte der Strom aus Schweizer Steckdosen zu 68 Prozent aus (nicht geförderter) Wasserkraft und zu 19 Prozent aus Kernenergie. Nur rund elf Prozent stammten aus den neuen erneuerbaren Quellen Fotovoltaik, Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse. Gut zwei Prozent des Stroms wurden aus Abfällen und fossilen Energieträgern gewonnen. Unter dem Strich ist der Schweizer Strom somit zu knapp 80 Prozent erneuerbar (2020: 76%).
Rohöl: Viel Energie auf wenig Platz
Im Zusammenhang mit dem internationalen Ölhandel wird der Rohstoff Öl meist in Barrel («Fass») angegeben. Ein Barrel Öl enthält rund 159 Liter Rohöl. Öl zeichnet sich bekanntlich durch seine hohe Energiedichte aus: In einem Liter Heizöl sind etwa 10 kWh Energie gespeichert. Das ist gleich viel Energie wie in 2,4 Kilogramm Holz oder 0,9 Kubikmeter Erdgas. Ausserdem: Wollte man die in einem Liter Öl gespeicherte Energie mit elektrischem Strom erzeugen, müsste ein Fotovoltaikpanel von einem Quadratmeter etwa 50 Stunden der prallen Sonne ausgesetzt sein.
Kaum Öl aus dem Nahen Osten
Die Schweiz hat gemäss Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung in den letzten Jahren am meisten Rohöl aus Nigeria bezogen. 2022 kamen 33,8 Prozent des Rohöls aus dem afrikanischen Staat. Die USA folgt knapp dahinter auf Platz 2 mit einem Importanteil von 32,4 Prozent. Aus Kasachstan stammten 2022 14,2 Prozent, dahinter folgen Aserbaidschan (5,8 %) und Libyen (5,1 %). Aus Russland wurde kein Rohöl importiert.
Mineralöl-Fertigprodukte: Deutschland wichtigster Lieferant
Bei Mineralöl-Fertigprodukten handelt es sich um Benzine, Diesel, Heizöle, Flugpetrol, Bitumen, Petrolkoks, Schmierstoffe, Flüssiggase sowie übrige Produkte wie Kalzinat. Diese bezieht die Schweiz ausschliesslich aus der EU und von dort – aufgrund der räumlichen Nähe und der bestehenden Logistik – zur überwiegenden Mehrheit aus unseren Nachbarländern mit Meeranstoss, namentlich zu 68,5 Prozent aus Deutschland, zu 12,9 Prozent aus Frankreich und zu 7,7 Prozent aus Italien. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2022.
CO2 ist ein globales Thema
Die zehn grössten CO2-Emittenten stossen gemeinsam rund 68 Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit aus. Namentlich sind dies China, die USA, Indien, Russland, Japan, Deutschland, Iran, Südkorea, Indonesien und Kanada. Die Schweiz wiederum trägt direkt nur gerade 0,1 Prozent (oder ein Promille) zum weltweiten CO2-Ausstoss bei. Auch beim CO2-Ausstoss pro Kopf steht die Schweiz mit 4,1 Tonnen am besten da unter den westlichen Industriestaaten. Gegenüber dem Jahr 1990 hat die Schweiz ihre Pro-Kopf-Emissionen um rund 37 Prozent gesenkt, während sie in China im gleichen Zeitraum um das Vierfache gestiegen sind. Die Zahlen zeigen, dass Klimaschutz nur global und unter Einbindung der Schwellenländer Asiens und Südamerikas gelingen kann.
Beitrag der Schweiz zur Klimaerwärmung verschwindend klein
Die Klimaforscher um Matthew Jones vom Tyndall Center for Climate Change Research (University of East Anglia) haben den unterschiedlichen Beitrag der Länder zur weltweiten Erwärmung berechnet. Der Beitrag der Schweiz seit 1850 liegt bei 0,002 Grad. Das heisst: Die Schweiz ist für eine Erwärmung von zwei Tausendstel Grad verantwortlich. Am grössten ist der Beitrag der USA. Er beträgt 17,6 Prozent bzw. 0,279 Grad. Der Beitrag Chinas beträgt 12,5 Prozent bzw. 0,199 Grad. Im weltweiten Vergleich ist der Beitrag der Schweiz zur weltweiten Erwärmung sehr klein.
Venezuela verfügt über die grössten Erdölreserven
Im Jahr 2020 betrugen die nachgewiesenen Erdölreserven in Venezuela 304 Milliarden Barrel. Venezuela ist somit das Land mit den grössten Erdölreserven, dicht gefolgt von Saudi-Arabien mit 297,5 Milliarden Barrel, Kanada, Iran und Irak.
Erdöl: Wichtiger Ausgangsstoff für die Chemie
Die kommerzielle Nutzung von Erdöl begann in den 1850er-Jahren, als die erste Erdölraffinerie in Polen eröffnet wurde. Seitdem hat sich Erdöl zu einem wichtigen Rohstoff für die chemische Industrie entwickelt. Aus Erdöl kann fast jedes chemische Erzeugnis produziert werden. Es besteht aus einer komplexen Mischung von Kohlenwasserstoffen, die durch Destillation und andere Verfahren in verschiedene Fraktionen aufgeteilt werden können. Diese Fraktionen dienen als Ausgangsstoffe für eine Vielzahl chemischer Produkte. Zu den wichtigsten Produkten, die aus Erdöl hergestellt werden, gehören Treibstoffe wie Benzin, Diesel und Kerosin. Darüber hinaus wird Erdöl zur Herstellung von Kunststoffen, Schmierstoffen, Lösungsmitteln, Düngemitteln, Pestiziden und vielen anderen chemischen Produkten verwendet. Die Nutzung von Erdöl als Ausgangsstoff in der Chemie hat die Entwicklung der modernen chemischen Industrie vorangetrieben und zu zahlreichen technologischen Fortschritten geführt.
Quelle
USA grösster Erdgasproduzent
Zwar verfügt Russland über die grössten nachgewiesenen Erdgasvorkommen, 2020 waren jedoch die USA der weltweit grösste Erdgasproduzent. Die Fördermenge betrug
949 Milliarden Kubikmeter.
Gemäss Bund deckt Erdgas im Jahre 2020 rund 15 Prozent des Energiebedarfs der Schweiz. Verwendet wird es hierzulande vor allem zum Heizen und Kochen. Rund 300’000 Privathaushalte heizen mit Gas. Innerhalb Europas gehört die Schweiz zu den Ländern mit einem recht tiefen Erdgasverbrauch. Die Schweiz deckt ihren Erdgasverbrauch zu 99 Prozent durch Importe – ein Prozent beträgt im Schweizer Gasnetz der Anteil an Biogas aus einheimischer Produktion.
Strommangellage: Risiko Nummer 1 in der Schweiz
Für das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS ist eine Strommangellage das Risiko Nummer 1 in der Schweiz. In der dritten Auflage der nationalen Risikoanalyse von 2020
wurden die zehn grössten Risiken für die Schweiz analysiert:
1. Strommangellage
2. Grippe-Pandemie
3. Ausfall Mobilfunk
4. Hitzewelle
5. Erdbeben
6. Stromausfall
7. Sturm
8. Ausfall Rechenzentrum
9. Andrang Schutzsuchender
10. Trockenheit
Bei der Durchsicht der Liste fällt auf, dass zwei dieser Risiken ganz direkt mit der Stromversorgung zu tun haben, nämlich die Strommangellage (Platz 1) und der Stromausfall (Platz 6). Zudem befinden sich mit Platz 3 (Ausfall des Mobilfunknetzes) und Platz 8 (Ausfall von Rechenzentren) zwei weitere grosse Risiken in den Top 10, die im Zusammenhang mit drohenden Stromausfällen stehen.
Cressier: Einzige Raffinerie der Schweiz
In Cressier im Kanton Neuenburg steht die einzige Erdölraffinerie der Schweiz. Sie wird von der Varo Energy betrieben. Die Raffinerie hat eine Gesamtverarbeitungskapazität von 68’000 Barrel pro Tag. Die Raffinerie produziert etwa 25 Prozent aller in der Schweiz verkauften Erdölprodukte. Das Erdöl wird über die Rohrleitung Pipeline Sud-Européen vom Hafen Fos-sur-Mer bei Marseille bezogen. Die Raffinerieprodukte werden mit Eisenbahnkesselwagen und Tank-LKW verteilt. Das Unternehmen beschäftigt etwa 270 Angestellte. Zwischen 1963 und 2015 bestand in Collombey (Kanton Wallis) übrigens noch eine zweite schweizerische Raffinerie.